Neonschild "Work Harder"

Lohn und Arbeit

Älter, schneller, ärmer.

Verbrechen

Ausbeutung, Unterschlagung

Opfer/Schaden

Opfer sind die Menschen, die für ihr Geld wirklich arbeiten müssen. Ihnen wird das Recht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag verwehrt. Aber auch in Sachen Mindestlohn und Lohngleichheit (zum Beispiel zwischen Männern und Frauen) oder in der Debatte um ein Recht auf Siesta bei Hitzewellen setzen sich die Familienunternehmer gegen jede Verbesserung ein.

Tathergang

Mehr Sicherheit bei der Arbeit – dazu gab es 2014 einen Gesetzentwurf. Doch der Verband der Familienunternehmer lieferte fleißig Argumente, um auf eine Ablehnung des Gesetzentwurfes hinzuwirken. Mit Erfolg. Der Verband brachte eine umstrittene Statistik hervor, um den Eindruck zu erzeugen, dass Angestellte kein Recht auf unbefristete Verträge hätten. Politiker wie Carsten Linnemann (CDU) verwiesen später im Bundestag auf diese Statistik und übernahmen weitere Argumentationsmuster der Familienunternehmer. Auch Heinrich L. Kolb (FDP) war unter den Abgeordneten, die diese Argumentationskette übernahmen.
Selbstverständlich setzen die Familienunternehmer sich schon seit 2015 auch gegen die Einführung des Mindestlohns von (damals) 8,50 Euro ein. Ihre Position hat sich seitdem nicht geändert, so sagte der dem Verband verbundene FDPler Bijan Djir-Sarai kürzlich, es sei „falsch und ein großer Fehler“, wenn die Politik sich in die Festlegung der Löhne einmischen würde. Als „Eingriff in die Vertragsfreiheit“ kritisierten die Familienunternehmer ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts, bei dem es um die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern ging. Das Gericht hatte sich dagegen ausgesprochen, dass unterschiedliche Löhne für Männer und Frauen durch ihr Verhandlungsgeschick zu begründen seien. Auch Arbeitsschutz wird dem Profit untergeordnet: Der Verband ist z.B. gegen eine „Hitze-Siesta“.

Hauptverdächtige

René Bohn, der bei den Familienunternehmern die Abteilung „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ leitet, ist Mitverfasser des Positionspapiers zu befristeten Arbeitsverhältnissen. Darüber spricht er sich gegen eine Frauenquote in Aufsichtsräten aus und setzt sich gegen Betriebsräte ein.

Komplizenschaft

Ein enger Verbündeter für die Familienunternehmer in diesen Fragen ist der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der gern gesehener Gast des Verbands ist, ob beim Polit-Talk oder Sommerfest. Zu seiner Ernennung als Generalsekretär sagte Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer: „Unter Familienunternehmern hat Carsten Linnemann einen exzellenten Ruf“. In einer Videobotschaft zum 70-jährigen Bestehen wünscht Linnemann den Familienunternehmern „Durchsetzungsfähigkeit“. Komplize ist auch der FDP-Politiker Heinrich Kolb, der nebenbei im Beirat der Familienunternehmer sitzt.

Urteil

Schuldig. Der Verband der Familienunternehmer beteiligt sich aktiv daran, Angestellte in Armut zu drängen, indem er gegen fair bezahlte und sichere Arbeitsplätze vorgeht.